Der Verein Pro Longo maï mit Sitz in Basel unterstützt seit 1974 als Förderverein die Gründung, den Aufbau und die Förderung von selbst verwalteten Kooperativen in Randregionen und von Initiativen und Jugendprojekten mit ähnlicher Zielsetzung.
Pro Longo maï ist als gemeinnützige Organisation anerkannt.
Die Longo maï Kooperativen
Die Longo maï-Bewegung ist ein Netzwerk von neun selbstverwalteten landwirtschaftlichen und handwerklichen Kooperativen in Europa. Die Idee der Selbstverwaltung geht auf die Utopien der 68-er Bewegung zurück. Die Gründer von Longo maï verknüpften diese Idee mit alten Formen der Gemeinwirtschaft wie Genossenschaft und Allmend und inspirierten sich aus dem Gedankengut der Frühutopisten des 19. Jahrhunderts.
Die erste Kooperative wurde 1973 auf 300 Hektar Brachland bei Forcalquier, in der französischen Provence, gegründet. Landwirtschaftliche Produktion und Tierhaltung auf biologischer Basis zur Selbstversorgung und für den Verkauf, Weiterverarbeitung der lokalen Rohstoffe mit traditionellen Methoden und dessen Direktvermarktung in regionalen Netzen sind die Lebensgrundlage der inzwischen 200 erwachsenen Longo-maï-Mitglieder und ihrer Kinder.
Zur Longo maï-Bewegung gehören in Frankreich die Gründerkooperative in Limans, Provence, die Spinnereikooperative Chantemerle bei Briançon, Hautes-Alpes, die Weinbaukooperative Cabrery im Luberon, die Gemüsebaukooperative Mas de Granier in der Crau und eine Kooperative in Treynas im französischen Zentralmassiv. In Deutschland besteht seit 1995 in Mecklenburg-Vorpommern die Kooperative Ulenkrug, in Österreich, in Kärnten seit 1977 der Hof Stopar, in der Schweiz im Kanton Jura die Kooperative „Le Montois“ und das Longo maï-Haus in Basel. Von Longo maï geleitete Projekte sind die Flüchtlingskooperative „Finca Sonador“, auf welcher inzwischen ein Dorf mit ehemaligen Flüchtlingen und Landlosen von 420 Personen entstanden ist, sowie ein Dorfentwicklungsprojekt in der Westukraine. Die Longo maï-KooperateurInnen arbeiten alle ohne Lohn.
Vision
In ihrem Manifest von 1972, erklärten die Gründer von Longo maï: „In Europa gibt es einerseits wirtschaftlich abgestorbene, entvölkerte Regionen, andererseits eine Jugend ohne gemeinsames Ideal auf der Suche nach ihrem Leben. Konfrontiert mit diesem doppelten Problem haben Jugendliche aus zehn Ländern Europas beschlossen, in den bedrohten Regionen Europas brachliegendes Land zu erwerben, um darauf Gemeinschaftssiedlungen zu gründen. Diese haben die Form landwirtschaftlich industrieller Genossenschaften. Wirtschaftliche Grundlage ist die landwirtschaftliche Selbstversorgung, die die minimale Lebensbasis sichert. Ausgehend von den menschlichen Grundbedürfnissen und den durch die Natur gesetzten Grenzen werden gemeinsame Einrichtungen und die handwerkliche und kleinindustrielle Produktion organisiert. Dadurch sollen die Jugendgemeinschaften eine enge Symbiose mit der Bevölkerung und den natürlichen Begebenheiten der umliegenden Region eingehen. Die Aufhebung der einseitigen Arbeitsteilung ermöglicht jedem eine von der Praxis ausgehende breite Grundbildung, einen Überblick über das gesamte Leben in der Gemeinschaft und die demokratische Planung und Kontrolle aller die Gemeinschaft betreffenden Angelegenheiten.“
Im Jahre 1973 wurde die erste Kooperative in der Provence gegründet. Die Vision von 1972 ist bis heute für Longo maï von Bedeutung. Seither hat sich nicht nur die Welt sondern auch die Bewegung Longo maï verändert. Longo maï entwickelt sich im Sinne der oben genannten Vision weiter und soll sich immer wieder neu erfinden:
- In der Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten, mit denen man konfrontiert ist, wenn eine Utopie nicht nur postuliert, sondern auch gelebt werden soll,
- in der Auseinandersetzung mit der Geschichte der sozialen Bewegungen und nicht zuletzt mit der eigenen Geschichte,
- in der Auseinandersetzung mit den schwierigen Herausforderungen des Überlebens in einer Randregion und
- in der Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Realität dieser Welt.
Die Welt hat sich in den letzten Jahren leider nicht in die Richtung einer umweltschonenden Wirtschaft, der grösstmöglichen Solidarität und des allgemeinen gegenseitigen Respekts entwickelt. Die tieferen Wurzeln der heutigen Bedrohung des Lebens liegen nicht allein in der Unzulänglichkeit des Menschen, sondern vor allem in einem ungerechten Wirtschaftsgefüge, das mit politischer und militärischer Macht verteidigt wird.
24.000 Menschen sterben jeden Tag an den Folgen von Armut und Unterernährung. Kriege, die um Ressourcen geführt werden, fordern das Leben von Millionen, während weitere Millionen an vermeidbaren Krankheiten sterben. Die Politik des ungehinderten Wachstums, schrankenloser Konsum und das Streben nach Gewinn plündert die Erde aus und schädigt die Umwelt schwer. Klimatische Veränderungen, Entwaldung, Artensterben, Bodenerosion und die Bedrohung von Trinkwasservorräten sind nur einige der verheerenden Folgen. Lebensräume gehen verloren und Gemeinschaften werden auseinander gerissen. Jährlich werden Millionen von Menschen aus einer selbst bestimmten Existenz auf dem Land in das Elend der Städte vertrieben.
Die Longo maï-Genossenschafterinnen und Genossenschafter wollen eine Welt gleichgestellter Menschen, ohne Unterdrückung, in der sich jede und jeder nach seinen Fähigkeiten entwickeln kann. Sie sind der Überzeugung, dass die Wirtschaft dazu da ist, der Würde und dem Wohl aller Menschen zu dienen, dies mit Respekt gegenüber der Natur und gegenüber kommenden Generationen. Der persönliche Einsatz und das Leben in der Gemeinschaft ist für sie ein persönlicher wichtiger Schritt zu diesem Ziel.
Ziele
Die Longo maï-Gemeinschaften haben keinen Modellcharakter für die ganze Welt, sondern sind eine von den Mitgliedern bewusst gewählte Lebensform. Diese haben nicht zum Ziel sich selbst zu genügen, sondern wollen aufzeigen, dass andere Formen des sozialen Zusammenlebens und Alternativen zur gegenwärtigen Wirtschaftsform möglich sind. Mit dem Aufbau und dem Betrieb selbstverwalteter Kooperativen will Longo maï Regionen, die durch die Abwanderung bedroht sind, neu beleben. Die in Longo maï praktizierte Form der Gruppenlandwirtschaft kann eine Alternative zu übertriebener Mechanisierung und Industrialisierung, zur Ausbeutung billiger Knechte oder Tagelöhnerinnen sowie zur patriarchalischen Grossfamilie aufzeigen. Longo maï will Freiräume und offene Aktivitätsräume schaffen. Jugendliche und interessierte Menschen werden motiviert, gemeinschaftliche selbst bestimmte Projekte zu realisieren, in denen soziale Kompetenz eine wichtige Rolle spielt. Die Longo maï- Gemeinschaften bieten Menschen die Möglichkeit, selber festzustellen, dass ein Leben auch ohne Konsumzwang, ohne Verschwendung von Ressourcen und ohne Zwang zum Wirtschaftswachstum nicht nur möglich ist, sondern sogar attraktiv sein kann.
Um die Kooperativen herum bewirkt Longo maï in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung den Aufbau eines Solidaritätsnetzes und gegenseitiger Hilfe. Gemeinsam werden Märkte und ein gemeinsamer Produkte-Vertrieb organisiert. Diese Formen der genossenschaftlichen regionalen Selbsthilfe sollen weiter ausgebaut werden. Ein wichtiger Ansatz gegen die Entvölkerung von Randregionen ist auch die Belebung durch kulturelle Initiativen und kulturellen Austausch. Von direkten wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen Stadt und Land können beide Seiten Nutzen ziehen. Das Verhältnis Stadt-Land soll mehr sein als nur „Ferien auf dem Bauernhof“, denn es widerspiegelt die weltweite Problematik des Verhältnisses Zentrum – Peripherie: „Dort, wo wir leben, wollen wir zu unserer Umgebung Sorge tragen. Das Land, die Wälder, alles, was um uns herum existiert, sollten wir schöner und reicher zurückgeben, als wir es in Empfang genommen haben“.
Trotz aller Anstrengungen, welche Aufbau und Betrieb der Longo maï-Kooperativen in Europa mit sich bringen, betrachten sich die Longo maï-Genossenschafterinnen und Genossenschafter im Vergleich zu vielen Opfern der Landflucht und jener, die auf der Verliererseite der Weltwirtschaftsordnung leben müssen, in einer bevorzugten Situation. Das Netzwerk der Longo maï-Kooperativen will nicht nur eine versuchte Utopie, sondern auch ein Ausgangspunkt von Solidaritätsaktionen für benachteiligte Menschen und Gruppen sein. Insbesondere kann denjenigen, die sich um ein würdiges Leben bemühen, durch aktive Solidarität eine neue Chance gegeben werden, ihre Lebenssituation zu verändern.
Die Longo maï-Genossenschafter sind sich bewusst, dass die beste Hilfe für die Betroffenen nur durch ein generelles Umdenken aller erreicht werden kann. Dies ist eine wichtige Vorbedingung für einen neuen „contrat social“, für die Verbesserung der Regeln des menschlichen Zusammenlebens. Die sozialen und solidarischen Kampagnen von Longo maï wollen nicht nur helfen, sondern auch aufklären, Mut machen und zeigen, dass diese Welt zum Positiven verändert werden kann.
Solidarität
Longo maï ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrer Generationen von Menschen aus verschiedenen Ländern. Gemeinschaftsprojekte sind keine Erfindung des 20sten oder 21sten Jahrhunderts. Es hat sie immer schon gegeben: als Institutionen, in denen sich besonders bewusste, zum Teil auch besonders kritische Menschen mit ausgeprägten sozialen, ökologischen, spirituellen, kulturellen, auch ökonomischen Beweggründen zum gemeinsamen alternativen Leben zusammenfinden. Es gibt sie sobald sich die Frage nach menschlichem Zusammenleben stellt. Gemeinschaftsprojekte sind weltweit zu finden, und sie verfügen über eine lange Tradition. Die Individualisierung, Entsolidarisierung und Anonymisierung in der Gesellschaft haben heute zu einer sozialen Krise geführt, die Bedürfnisse der Eingebundenheit unbefriedigt lassen.
Was die Bewegung zusammenhält, sind nicht nur Freundschaften, sondern gemeinsame Ideale und Vorstellungen wie die Welt sein könnte, und die Tatsache, dass dies nicht nur gedacht, sondern auch persönlich gelebt wird: Ohne Lohn und ohne Hierarchie zusammenzuarbeiten, mit einer gemeinsamen Kasse, einen demokratischen Konsens auf allen Entscheidungsebenen zu suchen, keinen Gewinn anzustreben, sondern die überschüssige Energie und Vitalität solidarisch und grosszügig da einzusetzen, wo es anderen Menschen schlecht geht oder dort wo Machtübergriffe Mensch und Natur in ihrer freien Entfaltung bedrohen. Produktionsmittel und Boden gehören allen gemeinsam.
Einer der wichtigen Werte für die Longo-mai-Kooperativen ist die bäuerliche Solidargemeinschaft. Dort wo solche Gemeinschaften noch vorkommen, sind sie heute durch die globale wirtschaftliche Entwicklung bedroht. Dank einem erstarkenden Selbstbewusstsein, welches in neuen Bewegungen seinen Ausdruck findet, haben sie überlebt. Die Hälfte der Menschheit lebt noch immer nach „bäuerlichen Wertvorstellungen“. Die Menschen in den Industrieländern sind weltweit gesehen eine Minderheit von Motorisierten und Mechanisierten.
Der absehbare Ausfall des Erdöls wird den Arbeitskräftebedarf auf dem Land wieder massiv steigern, aber wie soll man sich diese zukünftige Landbevölkerung vorstellen? Wenn es gelingt, die Werte der Dorfgemeinschaft aus dem Dornröschenschlaf des erstarrten Traditionalismus zu erlösen, sind diese für die gesamte Gesellschaft eine Bereicherung: „Allmend statt Bodenspekulation“, „gemeinwirtschaftliche Arbeit statt Konkurrenz“, „langfristiges Denken statt kurzfristigem Profit“, „sozialer Zusammenhalt statt Vereinzelung“ und eine „Kultur des Überlebens anstelle blinden Fortschrittsglaubens“. Ein afrikanisches Sprichwort sagt nicht zufällig : „Il faut un village pour élever un enfant“.
Der provençalische Bauer und Poet Pierre Pellegrin, Weggefährte Jean Gionos, welcher im Sommer 2008 mit 93 Jahren starb und Longo maï 35 Jahre lang begleitet hatte, formulierte seine Begegnung mit Longo maï mit folgenden Worten: „Wie viele sind schon aufs Land gezogen und nur wenige Winter geblieben? Die Landwirtschaft, die heute bedrohter ist denn je, verlangt grosse körperliche und geistige Anstrengung, ist voller Fallen, aber auch voller Sonne. Umso wichtiger, sie mit Hartnäckigkeit und viel Geduld anzupacken. Ihr seid nach vielen Jahren fest in der Landwirtschaft verankert und habt dennoch immer ein offenes Ohr für das politische Geschehen und eine tatkräftige Hand, um ein besseres Morgen aufzubauen. Ich bin glücklich, Euch so hart kämpfen zu sehen, um Euch immer wieder neue Ziele zu stecken; so hart für die Menschlichkeit, die Brüderlichkeit, die unsere Herzen nie hätte verlassen dürfen; in einer Zeit, in der sich wiedereinmal grosse Niedergeschlagenheit der Menschheit bemächtigt; Berge von Nahrungsmitteln, riesige Hungersnöte, ein der Zivilisation unwürdiges Dahinsterben und über unseren Köpfen das Atom, das alles zerstören kann. Courage, Longo maï, damit einfach „leben“ endlich der einzige Massstab der Sterblichen werde!“
Zusammenarbeit
Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter von Longo maï arbeiten in erster Linie mit Menschen zusammen. Wichtig ist das gegenseitige Vertrauen. Persönliches Kennen und das gegenseitige Vertrauen sind schliesslich die Grundlage des Zusammenarbeitens und des internen Austauschs innerhalb und zwischen den Kooperativen: Innerhalb des Longo maï-Netzwerkes werden keine Leistungen verrechnet. Jeder hat etwas zu geben.
Die wichtigsten Partner von Longo maï in den bedrohten Randregionen, in denen Longo maï seine Kooperativen aufbaut, sind einerseits die Nachbarn, andererseits die Menschen, die für das Überleben ihrer Region kämpfen; dies sind Handwerker, Bäuerinnen und Bauern, Kulturschaffende, aber auch Lokalpolitiker unabhängig ihrer politischen Couleur. Auch Menschen, die innerhalb der Region gegen den Strom schwimmen, finden in den Kooperativen einen wichtigen Rückhalt.
Weitere Partnerinnen und Partner sind Gemeinschaften, die eine ähnliche Zielsetzung haben. Auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sucht Longo maï die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Gruppierungen und Organisationen, welche die Interessen der bäuerlichen Landwirtschaft vertreten, aber auch solche im Migrationsbereich, sowie im Bereich der Verteidigung der Menschenrechte. Wichtig bei der Zusammenarbeit ist immer die ehrliche Auseinandersetzung und die Suche nach einer Verständigung auf gleicher Augenhöhe, auch über geographische und kulturelle Grenzen hinweg.
Die Tatsache, dass die Longo maï-Genossenschafter selber in bescheidenen Verhältnissen und in kooperativen Strukturen leben, begünstigt Partnerschaften mit Gemeinschaften, Selbsthilfeorganisationen und Bewegungen in den verarmten Regionen dieser Welt, welche versuchen, ihre Lebensbedingungen zu verändern. Longo maï sucht ebenfalls die Zusammenarbeit mit aktiven oder pensionierten Fachleuten, die ihr Wissen und Können zur Verfügung stellen.
Longo maï sieht in den Spenderinnen und Spendern ebenfalls Partner, welche durch ihre Unterstützung einen wichtigen Teil des Auftrags von Longo maï erst möglich machen. Viele Unterstützerinnen und Unterstützer von Longo maï fühlen sich als Beteiligte und nehmen oft mit beratender Stimme an den Versammlungen und Diskussionen der Bewegung teil.
Aktivitäten
Seit der Gründung von Longo maï 1973 wurden acht Kooperativen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz realisiert. Dazu kommt der Aufbau einer Flüchtlingskooperative in Costa Rica und eines Projektes für dörfliche Entwicklung in Transkarpatien (Ukraine). Darüber hinaus unterstützt Longo maï den Aufbau unabhängiger Projekte finanziell und tatkräftig. Diese sind unabhängig von Longo maï, aber sie wirken in eine ähnliche Richtung. Der Tätigkeitsbereich in den einzelnen Kooperativen kann folgendermassen skizziert werden:
- Erhaltung und Wiederaufbau ländlicher Infrastrukturen auf regionaler Ebene
- Wiedererschliessung von Brachland, schonende Bewirtschaftung, Erhaltung eines traditionellen landwirtschaftlichen Wissens,
- Unterstützung umweltfreundlicher Projekte: Schonende Nutzung natürlicher Ressourcen; Schutz der Artenvielfalt von Tier- und Pflanzenwelt, Pflege und Entwicklung von traditionellem Saatgut.
- Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen Stadt und Land
- Entwicklung einer neuen Form der Gruppenlandwirtschaft als Alternative zwischen Familienbetrieb und industrieller Landwirtschaft
- Anlaufstelle und Orientierungshilfe für Jugendliche und für jene, die nach Alternativen zu dieser Arbeits- und Leistungsgesellschaft suchen
- Vielfältige Ausbildung von Jugendlichen und Erwachsenen zur Schaffung gemeinschaftlicher Lebensgrundlagen, Beratung und Starthilfen an Neugründungen
- Vermittlung von Wissen und Erfahrung zwischen verschiedenen Generationen
- Regionale Belebung auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene, Aufbau regionaler Netzwerke, regionale Interessensvertretungen
- Erhaltung traditioneller Formen der Regionalwirtschaft, lokale Hilfe in Einzelfällen durch Arbeitseinsatz oder durch finanzielle Hilfe, lokale Solidaritätskampagnen, politische Beteiligung bei der Lokalerwaltung.
Auf europäischer Ebene engagiert sich Longo maï für:
- Kampagnen für die Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft und für die regionale Autonomie in der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln
- Für Konzepte der Gruppenlandwirtschaft
- Den Aufbau eines europäischen Netzwerkes zur Verteidigung des Rechtes von eignem Saatgut, welches durch Patentierung und Gentechnik bedroht wird,
- Die Europäische Vernetzung von Wollproduzenten und -verarbeitern durch die Organisation A.T.E.L.I.E.R.
- Sozialpolitische Kampagnen gegen die Ausbeutung von Migranten in der industriellen Landwirtschaft, sowie für Kampagnen zur Unterstützung der Rechte von Migrantinnen und Migranten.
- Den Aufbau eines Netzwerkes von Basisinitiativen zur Wahrung der Bürgerrechte im Rahmen des Europäischen BürgerInnenforums
- Die Stärkung der Rechte nichtgewinnorientierter lokaler Medien
- Unterstützung von lokalen Projekten gegen die Landflucht in Europa und in anderen Kontinenten.
Als ergänzende Aktivitäten zu den oben genannten Punkten sind auch die Solidaritätsarbeit, die Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungskampagnen zur Bewusstseinsbildung, sowohl auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene zu nennen.
Finanzen
Die Longo-Mai-Kooperateure sind bestrebt, gemeinsam mit den UnterstützerInnen eine gemeinschaftliche Alternative zur rein gewinnorientierten Wachstumsgesellschaft zu entwickeln. Sie engagieren sich mit ihrer Arbeit und ihrem persönlichen Einsatz in den Kooperativen und bei Kampagnen, die UnterstützerInnen leisten ihren Beitrag mit ihren Spenden oder mit ihrer Erfahrung.
Pro Longo Mai ist als gemeinnütziger Förderverein anerkannt und ermöglicht konkret Landwirtschaftshilfe durch den Betrieb ökologischer Landwirtschaftsformen, umweltgerechte Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Ausweitung der landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen durch Erschliessung und Wiedergewinnung von brach liegendem oder wenig genutztem Land, Erstellung von Wasserversorgungs- und Solarenergieanlagen, umweltgerechtes Bauen im Bereich der eigenen Siedlungen etc. sowie durch regionale Vernetzung mit anderen Kleinbauern.
Pro Longo Mai ermöglicht durch finanzielle Unterstützung den Empfang von Jugendlichen in den Kooperativen, womit jungen Leuten eine Schulung in diesem Tätigkeitsbereich geboten wird. Davon profitieren heute nicht nur Jugendliche auf der Suche nach einem Lebenssinn aus Westeuropa, sondern auch Menschen aus dem Osten und dem verarmten Süden. Pro Longo Mai fördert und finanziert Aktionen in den Kooperativen, die der Flüchtlingshilfe, der Wahrung der Menschenrechte, der Meinungsfreiheit, der Völkerverständigung sowie der Förderung des Kulturaustausches dienen.
Für Projektkampagnen werden spezielle Projekt-Fonds eingerichtet. Die Arbeit von Pro Longo maï wird durch unentgeltliche Freiwilligeneinsätze geleistet. Für den Kontakt zu den Spenderinnen und Spendern werden keine professionellen Fundraisingexperten eingesetzt. Die persönliche Beziehung zu den Spenderinnen und Spendern wird direkt durch die Verantwortlichen der unterstützten Projekte wahrgenommen, welche sich zu diesem Zweck für eine bestimmte Zeit freistellen und in die Schweiz kommen.
Pro Longo maï wird hauptsächlich von Privatpersonen, welche mit den Grundsätzen der Longo maï-Bewegung und mit deren Umsetzung sympathisieren, unterstützt. Pro Longo maï nimmt auch Zuwendungen von Firmen oder Institutionen entgegen, unter der Bedingung, dass diese nicht den Grundsätzen von Longo maï zuwiderhandeln, insbesondere nicht von Atomenergie, Chlorchemie, Menschenrechtsverletzungen, Gen-/Bio-Technologie, Tierversuchen, Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Rüstung und Diskriminierung von Minderheiten profitieren. Die Tatsache, dass Pro Longo maï vor allem von Privatpersonen unterstützt und mitgetragen wird, reduziert die Gefahr staatlicher, wirtschaftlicher oder politischer Einflussnahme und stärkt die Unabhängigkeit der Organisation.
Organisation
Die Longo maï-Bewegung ist basisdemokratisch von unten nach oben strukturiert. Es gilt das Prinzip, dass jedes Problem auf der betroffenen Stufe im Konsens gelöst werden muss. In jeder Kooperative gibt es zu diesem Zweck regelmässige Koordinationssitzungen. Angelegenheiten und Projekte, welche mehrere Kooperativen betreffen, werden von diesen gemeinsam koordiniert und geregelt. Projekte, Initiativen, Aktionen und Massnahmen, welche die Gesamtheit der Kooperativen betreffen werden in den zweimal jährlich stattfindenden Inter-Kooperativen-Treffen besprochen, beschlossen und evaluiert.
Der Verein Europäische Kooperative Longo maï mit Sitz in Basel hat die Funktion eines Dachverbandes, in dessen Rahmen diese Treffen organisiert werden.
Der Förderverein Pro Longo maï mit Sitz in Basel ist ein eigenständiger Verein, welcher die Gründung und den Aufbau von Kooperativen in Randregionen, sowie die sozialen, solidarischen, kulturellen und humanitären Initiativen, sowie die Entwicklungsprojekte, welche von den Longo maï-Kooperativen ausgehen unterstützt. Die Aufsicht über den Verein übt die Prüfungsstelle aus, letzte Instanz ist die einmal jährlich stattfindende Vereinsversammlung. Die Geschäfte werden vom Vorstand geführt.
Dem Vorstand steht eine Finanzkommission zur Seite, welche sich drei Mal im Jahr trifft und aus Vertretern aus allem Kooperativen besteht. Sie plant das Budget, die notwendigen Arbeitseinsätze der freiwilligen MitarbeiterInnen und die notwendigen Kampagnen. Diese Organisationsform erlaubt, schnell und flexibel und trotzdem breit demokratisch abgestützt zu arbeiten und auf neue Herausforderungen zu reagieren. Auf allen Stufen der Longo maï-Bewegung arbeiten wir ohne Lohn, dies ist die Grundvoraussetzung für die Realisierung der Projekte und garantiert einen direkten Einsatz der Spendengelder.